Lebensmittelsicherheit und Schutz vor Infektionen – Gemeinsame Wege in der Gesundheitsvorsorge

Hessische Heilberufe befassen sich mit der Gesundheit von Mensch und Tier

Die Schicksale von Mensch und Tier sind auf vielfältige Weise miteinander verknüpft. Für eine umfassende, nachhaltige Gesundheitsvorsorge ist daher die enge Zusam­menarbeit von Human- und Tiermedizinern sowie weiteren Gesundheitsexperten er­forderlich. Die Hintergründe, Ursachen und die sich daraus ergebenden Konsequen­zen waren Thema des diesjährigen Sommerempfangs des Bündnisses heilen & hel­fen, der auf dem Neroberg in Wiesbaden stattfand. Etwa 230 Gäste aus Politik, Wirt­schaft, Wissenschaft und Medien nahmen daran teil.

In seinem Grußwort würdigte Kai Klose (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN), hessischer Minister für Soziales und Integration, das Anliegen der Bündnispartner, sich gemein­sam für eine hochwertige, flächendeckende Versorgung der Patienten einzusetzen. Er hob hervor, dass dieses Ziel mit Blick auf regionale Gegebenheiten anzugehen sei: Versorgung und Expertise vor Ort gelte es zu erhalten und zu stärken. Vor die­sem Hintergrund seien „zentralistische Vorgaben aus Berlin“ mit Sorge zu betrach­ten. Der Minister sprach auch die Digitalisierung im Gesundheitswesen an: Sie könne dazu beitragen, regionale Lücken in der Versorgung zu schließen. Die Datensicher­heit müsse allerdings gewährleistet sein.

Dr. Ingo Stammberger, Präsident der Landestierärztekammer Hessen, führte in das Hauptthema ein und legte dar, dass Antibiotikaresistenzen oder Bedrohungen durch neuartige Erreger den Zusammenhang zwischen der Gesundheit von Mensch und Tier auf brisante Weise verdeutlichten. Die Ursachen für Antibiotikaresistenzen seien allerdings multikausal und nicht nur in der Anwendung bei Nutztieren zu suchen. Tiergesundheit und eine tiergerechte Haltung stellten jedoch die Voraussetzungen für gesunde Lebensmittel dar und seien damit elementar für den Verbraucherschutz.

Der Veterinärmediziner und Mikrobiologe Prof. Dr. Dr. Andreas Hensel, Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung in Berlin, ging in seinem Hauptvortrag „One­Health-Strategien: Gemeinsame Wege in der Gesundheitsvorsorge?“ auf die aktuel­len Bestrebungen hin zu einer engeren Zusammenarbeit von Human- und Tiermedi­zinern im Bereich der öffentlichen Gesundheitsvorsorge und Hygiene ein.

Der Begriff "One Health – eine Gesundheit" beschreibe diese Bestrebungen. Hintergrund seien Wechselwirkungen und zunehmende Vernetzung zwischen diesen Feldern. So könn­ten 60 Prozent aller Krankheitserreger sowohl Menschen als auch Tiere infizieren und viele Erreger könnten vom Tier auf den Menschen oder umgekehrt übertragen werden. Bestandteil des Entwicklungszyklusses praktisch aller epidemischen Infekti­onskrankheiten des Menschen sei ein tierisches Reservoir – oft Mücken (z. B. bei Malaria) oder Wasserschnecken. Dadurch werde die dauerhafte Elimination dieser Krankheiten erschwert bis unmöglich gemacht. Häufig sei der Mensch auch nur Fehlwirt, wie etwa beim Fuchsbandwurm oder bei Toxoplasmen, einzelligen Parasi­ten, die vor allem Katzen befallen. Zum Einsatz von Antibiotika stellte Prof. Hensel dar, dass Tierärzte diese Substanzen, die zu den „mächtigsten Schwertern im Ein­satz gegen Krankheiten“ zählten, bereits seit dem Jahr 2000 anhand einer Leitlinie einsetzen. In einem Nutztierbestand Antibiotika „auf Verdacht“ anzuwenden, ohne zuvor ein Antibiogramm zu erstellen, sei mit Blick auf die Leitlinie ein Kunstfehler. Diese und andere Maßnahmen hätten zu einem starken Rückgang des Einsatzes von Antibiotika bei Tieren geführt.

Prof. Hensel ging auch auf die Tätigkeit des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) ein, das gesundheitliche Risiken aufspürt, bewertet und Empfehlungen zur Ri­sikobegrenzung erarbeitet. Dabei geht es um Lebensmittelsicherheit, aber auch um die Sicherheit von Futtermitteln und Chemikalien. Anschaulich und anhand vieler Beispiele stellte der Experte den Unterschied zwischen Gefahr und Risiko dar. So seien z. B. die Dauer der Exposition und die Dosis einer Substanz entscheidend für die Risikohöhe. Eine weitere Aufgabe des BfR sei es, Verbrauchertäuschung durch Lebensmittelbetrug nachzuweisen, etwa die falsche Deklarierung von Fleisch oder Olivenöl. Lebensmitteltäuschung sei „so alt wie das Lebensmittel selbst“: Bereits in früheren Jahrhunderten habe man z. B. Wein gepanscht und Butter mit Rübensaft gefärbt.

Das Schlusswort sprach Ursula Funke, Präsidentin der Landesapothekerkammer Hessen. Sie ging auf die Gesundheitspolitik auf Landesebene ein und sagte zu, sich mit den anderen Heilberufen für eine bestmögliche Versorgung vor Ort einzusetzen. Dazu erwarte sie allerdings von der Politik einen entsprechenden Rahmen. Die Heil­berufe stünden der Digitalisierung offen gegenüber, allerdings hätten der diskriminie­rungsfreie Zugang für die Patientinnen und Patienten sowie absolute Datensicherheit alleroberste Priorität. Deutschland habe eines der besten Gesundheitssysteme welt­weit, dieses gelte es weiterzuentwickeln.